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Grundlegende Informationen über Autismus

Nach internationalen Untersuchungen sind mindestens 1 % der Bevölkerung autistisch. Dabei scheint die Verteilung von Personen mit geistiger Behinderung und derer mit unauffälliger geistiger Entwicklung in etwa gleich zu sein. Von der Störung sind Jungen drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen. Wobei dieser Umstand auch auf eine, noch immer stark auf Jungen, bzw. Männer ausgelegte Diagnostik sowie besserer Maskierungsfähigkeiten bei Mädchen, bzw. Frauen zurückzuführen sein könnte.

Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. Und auch, wenn es trotz umfangreicher Forschungsergebnisse bislang noch kein Erklärungsmodell gibt, welches die Entstehungsursachen von Autismus vollständig und schlüssig erklären kann, geht man heutzutage dennoch davon aus, dass genetische sowie epigenetische Faktoren einen starken Einfluss auf die Entstehung von Autismus haben könnten.

So wichtig die Forschung für ein besseres Verständnis des Syndroms auch sein mag, so lassen sich doch keine theoriegeleiteten Ansätze für eine Förderung autistischer Kinder daraus ableiten. So unterschiedlich sich die ursächlichen Faktoren für das Syndrom darstellen, so vielfältig und jeweils am einzelnen Kind ausgerichtet müssen die pädagogischen und therapeutischen Ansätze sein.

Das Autismus-Spektrum ist breit und in der jeweiligen Ausprägung höchst individuell. Daher ist es vor allem wichtig, jeden Autisten separat zu betrachten und individuelle Ansätze zu finden, die es dem Betroffenen ermöglichen, ein gutes und möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Arbeit und der Umgang mit Autisten erfordert viel Erfahrung, Empathie und Aufmerksamkeit für die oft unsichtbaren Signale oder möglichen Auslöser für ein bestimmtes Verhalten.

Das Autismus-Spektrum

Autismus zählt nach der neu gefassten ICD-11 zu den neurologischen Entwicklungsstörungen und beeinflusst somit alle Lebensbereiche über die gesamte Altersspanne hinweg. Dabei ist es erforderlich, dass die Symptome bereits im frühen Kindesalter erkennbar sein mussten. Insbesondere betroffen ist die sensorische Reizverarbeitung im Gehirn sowie die Fähigkeit zur sozialen Interaktion und damit auch die soziale Teilhabe im Speziellen.

Dennoch kann es von Vorteil sein, die früheren Bezeichnungen auch noch heute in bestimmten Kontexten weiterzuverwenden. Dadurch, dass das Autismus-Spektrum so breit gefächert ist und von einem nicht-sprechenden Autisten mit stark ausgeprägtem herausfordernden Verhalten bis hin zu einem nach außen hin völlig unauffälligen, angepassten und hochintelligenten Autisten reichen kann, ist es häufig sinnvoll, die Arten der äußeren Ausprägung zumindest begrifflich zusammenzufassen. Gerade, wenn man es mit noch unbekannten Personen zu tun hat, kann man sich im Vorfeld deutlich besser auf die Person einstellen, wenn man weiß, dass sie z.B. dem frühkindlichen Teil des Autismus-Spektrums zuzuordnen ist. Dies erleichtert die Vorbereitung, nicht zuletzt hinsichtlich der Rahmenbedingungen enorm und reduziert damit einhergehend auch das Stresslevel des Betroffenen.

Frühkindlicher Autismus ist eine schwere Entwicklungsstörung, die sich spätestens bis zum 3. Lebensjahr zeigt. Es handelt sich dabei um eine tiefgreifende Wahrnehmungs- und Kommunikationsstörung, die es den Kindern deutlich schwerer macht, zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, ein normales Verhältnis herzustellen. In den nachfolgenden Beschreibungen bezieht sich die Bezeichnung "autistische Kinder" der Einfachheit halber auf Kinder, die dem frühkindlichen Teil des Autismus-Spektrums zuzuordnen sind.

Autistische Kinder können häufig zunächst keine Gesten, keine Mimik oder gesprochenes Wort verstehen. Sie ziehen sich daher oft zurück und kapseln sich ab. Jede Veränderung in Ihrer Umwelt erregt sie stark. Betroffene Kinder zeigen zudem häufig eine andere und für Außenstehende sehr oft unverständliche Art zu spielen. Sie benutzen ihr Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise. Sie entwickeln Stereotypien, wie Drehen und Kreiseln von Rädern oder Wedeln mit Fäden und Papier.

Autistische Kinder haben häufig vom Säuglingsalter an Probleme beim Essen und beim Schlafen und entwickeln selbst-stimulierende Verhaltensweisen, die bis zur Selbstverletzung reichen können. Sie bestehen zwanghaft auf bestimmten Ordnungen und neigen zur Wiederholung derselben Verhaltensweisen.

Die intellektuelle Begabung autistischer Kinder ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz, wobei die Kinder häufig erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten zeigen.

Asperger-Autismus ist eine Form des Autismus-Spektrums, die sich durch durchschnittliche bis überdurchschnittliche Intelligenz und eine weitgehend ungestörte Sprachentwicklung auszeichnet. Betroffene erleben oft Herausforderungen im Bereich der sozialen Interaktion, insbesondere bei nonverbaler Kommunikation und dem Verstehen sozialer Kontexte.

Charakteristisch sind intensive Spezialinteressen, die von außergewöhnlichen Fähigkeiten begleitet sein können. Menschen mit Asperger-Syndrom neigen dazu, Details sehr genau wahrzunehmen, was ihnen in spezifischen Bereichen Vorteile verschaffen kann.

Die Förderung zielt auf die Stärkung sozialer Fähigkeiten und Selbstregulation ab. Hilfestellungen im Alltag ermöglichen ihnen, ihre Stärken bestmöglich einzusetzen.

Wissenswertes

Autismus ist kein Erziehungsfehler!
Autismus wird nicht durch zu viel Medienkonsum ausgelöst!
Autismus ist nicht heilbar!
Autismus wächst sich nicht aus!
Autismus ist eine angeborene Entwicklungsstörung und beeinflusst alle Lebensbereiche über die gesamte Lebensspanne.